Als Walter Klingenbeck 1943 in München-Stadelheim wegen Hochverrats hingerichtet wurde, starb einer der ersten Radioaktivisten Deutschlands. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten illegale Radiosender zur Medienkultur der DDR wie der Bundesrepublik. Heute begeistern die Kenner der Radio- und Popgeschichte eher Piratensender, die aus internationalen Gewässern agierten, um so Lizenzen und Steuern zu sparen. Sie umgaben die seinerzeit aufstrebende Musikindustrie mit dem nötigen Radical Chic ihrer DJs. Vergessen ist, dass viele politische Radioaktivisten Techniker oder Ingenieure waren, deren Sender oft nicht recht funktionierten. Oder sie erreichten praktisch keine Hörerschaft. Woher nahmen sie ihre Motivation, und woher kommt der Glaube, ohne Zielgruppe die Welt zu verändern? Skizzierten die frühen Radioaktivisten mit ihrem Engagement ein Phänomen, das auch heute die digitale Welt des Internets durchzieht: Die Überzeugung, Freiheit durch Technik zu erreichen? Das 50-minütige Radioessay Von der Schönheit der Radiowellen: Über Radioaktivisten und ihren Anspruch auf den Äther, eine Sendung des Nachtstudios des Bayerischen Rundfunks vom November 2013 (Autor und Regisseur: Ralf Homann, Redaktion: Barbara Schäfer, Toningenieurin: Siglinde Hermann), wird von Homann erstmals in einem Kino und unter Hinzunahme von Ausschnitten aus der Filmkomödie Piratensender Powerplay mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk von 1982 oder Krsto Papićs Dokumentarfilm Nek se čuje i naš glas (Lasst auch unsere Stimmen hören) von 1971 präsentiert und aufgeführt.
Von der Schönheit der Radiowellen
Florian Wüst und Ralf Homann
© Marcus-Andreas Mohr
Ralf Homann
Kuratiert von / curated by Florian Wüst