Anders als die fünf Sinne, die uns Eindrücke der Welt verschaffen, gibt uns die Stimme Ausdruck, durch Sprache mit Sinn erfüllt. Doch was an Geräuschen hervorgebracht, was gemurmelt, gesagt, gesungen, gerufen wird, ist so unmittelbar wie flüchtig. Schall vergeht in der Luft. Erst die elektronischen Medien verhalfen der menschlichen Kommunikation zur Aufzeichnung, Speicherung, Veränderung, Wiedergabe und Verbreitung über weite Distanzen, verwandeln die Stimme in einen Gegenstand der Erinnerung. Die technische Reproduktion vollzieht dabei nach, was die Stimme von vornherein zu sein scheint: eine Entität außerhalb des Körpers. Die vier Filme in Welt des Sprechens thematisieren das Verhältnis von Sehen und Hören und erkunden Bereiche der Kommunikation, die sich rationaler Deutung und sozialer Normierung entziehen – von der mysteriösen und verletzlichen Welt der Kindheit in Gunvor Nelsons My Name is Oona und Johan van der Keukens Blind Kind über Not I von Samuel Beckett, der in seinen absurden Theater- und Fernsehstücken immer wieder die Sinnlosigkeit der Welt und die Fragwürdigkeit der Sprache dramatisierte, bis zu Miriam Bajtalas neuem Film Sofern real über die Porträtierung psychisch kranker Menschen durch Schauspielerinnen.
Welt des Sprechens
Kuratiert von / curated by Florian Wüst